Neue EbM-Kolumne zum Nocebo-Effekt
Im Gegensatz zum Nocebo-Effekt ist das Phänomen des Placebo-Effektes den meisten Personen, auch außerhalb der Gesundheitsversorgung, inzwischen bekannt. Der Placebo-Effekt besteht darin, dass positive Änderungen der Körperfunktionen, sowohl subjektiv empfunden als auch tatsächlich messbar, die ausschließlich auf körpereigenen Mechanismen beruhen, als Reaktion auf eine medizinische Prozedur jeglicher Art wahrgenommen werden (1).
Der Nocebo-Effekt ist das Gegenteil des Placebo-Effektes (wörtlich: nocebo = ich werde schaden; placebo = ich werde gefallen). Der Nocebo-Effekt besagt, dass die Erwartung von einer negativen Änderung der Körperfunktion und die damit verbundenen affektiven Zustände diese negative Änderung bei dem Erwarteten auslösen (2). Genauso können beim Nocebo-Effekt sowohl subjektiv empfundene oder tatsächlich messbare Änderungen der Körperfunktion auftreten.
Sowohl bei einem Nocebo-Effekt als auch einem Placebo-Effekt handelt es sich um psychologische Prozesse, die durch Konditionierung und Beobachtungslernen verursacht werden. Analog zum Placebo-Effekt liegt der Nocebo-Effekt neurobiologischen Mechanismen zugrunde. Die verbal induzierte Verstärkung von Schmerzen wurde mit einer erhöhten Aktivität der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse in Verbindung gebracht.
Es gibt verschiedene ähnliche Effekte, die sich unter dem Begriff Nocebo-Effekt bündeln lassen. Dabei ist der primäre Nocebo-Effekt vom Placebo-Nebeneffekt abzugrenzen. Der primäre Nocebo-Effekt beschreibt, dass die Person eine Verschlechterung der Gesundheit (z. B. Krankheit, Schmerzen) als Ergebnis erwartet und eine Verschlechterung eintritt. Somit sind die Erwartung und das Ergebnis negativ.