EbM-Netzwerk kommentiert HTA-Bericht zur gemeinsamen Entscheidungsfindung
Ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hat im Auftrag des IQWiG untersucht, ob eine gemeinsame Entscheidungsfindung von Ärztin/Arzt und Patientin/Patient bei der Therapiewahl zu besseren Ergebnissen führen kann. Der Anfang September veröffentlichte HTA-Bericht kam zum Ergebnis, dass die Patientinnen und Patienten durch Shared Decision Making (SDM) zwar besser informiert seien, sich mehr eingebunden fühlten und weniger Zweifel bei ihrer Therapieentscheidung hätten; Verbesserungen im Behandlungsergebnis seien jedoch nicht feststellbar.
Das EbM-Netzwerk stellt in seiner Stellungnahme fest, dass die Auswahl der primär fokussierten Endpunkte für den HTA-Bericht - medizinische Effektivität und ökonomische Effizienz - nicht zielführend sind.
Grundsätzlich hält das EbM-Netzwerk den Ansatz für problematisch, dass im HTA-Bericht auf die Frage „Hat SDM einen klinisch relevanten Nutzen hinsichtlich gesundheits-/krankheitsbezogener Endpunkte?“ abgestellt wird. Damit bleibt unberücksichtigt, dass die evidenzbasierte Versorgung Werte und Präferenzen von Betroffenen als Prämisse voraussetzt und die Informations- und Mitwirkungspflicht bereits im BGB 630c ff. („Patientenrechtegesetz“) festgeschrieben sind. „Wie kann SDM gelingen?“ wäre daher die geeignetere Fragestellung für den HTA-Bericht gewesen.