Stellungnahme zur Impfpflicht-Diskussion
Evidenzbasiertes Entscheiden erfordert ein präzises Abwägen von Nutzen und Schaden konkreter Handlungsalternativen. Das EbM-Netzwerk hat dementsprechend zu einer präzisen, sachgerechten Diskussion über Nutzen und Schaden eindeutig benannter Alternativen bei der Frage um die SARS-CoV-2-Impfung aufgerufen (Stellungnahme 24.01.2022).
Die Voraussetzungen einer sachgerechten Diskussion sind nicht erfüllt, wie die orientierende Debatte im Bundestag am 26.01.2022 gezeigt hat.
Das EbM-Netzwerk fordert in der Diskussion um eine SARS-CoV-2 Impfpflicht die klare Benennung und Definition vom Zweck und Ziel ihrer möglichen Einführung.
Drei Kernfragen müssen bei der Argumentation klar beantwortet werden:
- Was genau sind der Zweck und das Ziel einer Impfpflicht?
- Mit welcher Sicherheit wird angenommen, dass dieses Ziel erreicht werden kann?
- Welche Evidenz begründet die Einschätzung der Sicherheit?
Ohne klare Antworten auf diese drei Fragen ist eine sachgerechte Diskussion und evidenzbasierte Entscheidungsfindung unmöglich.
Oft formulierte vermeintliche Ziele wie „Ende der Pandemie“ oder „Kontrolle der Pandemie“ sind unklar und unpräzise und verhindern daher eine sachgerechte Diskussion. Häufig formulierte vermeintliche Ziele wie „Erreichen einer Impfquote“ oder „Vermeidung von Lockdowns und Maßnahmen“ sind lediglich Mittel zur Verfolgung eines anderen Ziels und haben keinen gesundheitsbezogenen Selbstzweck.
Insgesamt braucht die Diskussion für oder gegen eine SARS-CoV-2 Impfpflicht dringend mehr Klarheit und Transparenz.
Prof. Dr. med. Dipl.-Soz. Tanja Krones
für den geschäftsführenden Vorstand